Betriebsärzte geben Tipps bei Hitze: Arbeitsgestaltung und Arbeitsorganisation haben große Bedeutung
Karlsruhe, Juli 2023 – So sehr man den Sommer auch herbeigesehnt hat, für den Arbeitsalltag können hohe Temperaturen schnell zur Belastung werden.
Die Konzentration auf die Arbeit und die Leistungsfähigkeit lassen nach – spätestens, sobald die Raumtemperatur auf 30 Grad Celsius zugeht. Gemeinsames Interesse von Arbeitgebern und Beschäftigten sowie Personalvertretungen ist es, in Zusammenarbeit mit Betriebsärzten die Gesundheit zu erhalten und damit auch die Produktivität zu sichern. Der Verband deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) gibt deshalb Tipps, wie die Arbeitsbedingungen im Sommer verbessert werden können:
Viel Trinken: Ein Anstieg der Temperatur um fünf Grad Celsius hat bei einem mittelschwer arbeitenden Menschen einen Wassermehrbedarf von bis zu 1,5 Liter zur Folge. „Ausreichend – mindestens 2-3 Liter am Tag – trinken. Besonders zu empfehlen sind Getränke wie Wasser, oder Früchtetees, während auf süße Getränke oder Kaffee besser verzichtet werden sollte“, so Dr. Wolfgang Panter, Präsident des VDBW.
Arbeitszeit anpassen: In Unternehmen mit Gleitzeitregelung ist es sinnvoll, die Arbeitszeit vorzuverlegen. Neben der regulären Pause ist es ratsam, auch zusätzlich kleine Pausen einzulegen.
Raumtemperatur: Die Temperatur im Büro sollte nicht höher als 26 Grad Celsius sein. Daher sollten die Räume morgens stoßgelüftet werden, gerade, wenn sie auf der Sonnenseite liegen. Tagsüber die Fenster geschlossen halten oder mit Vorhängen oder Jalousien abdunkeln. Falls eine Klimaanlage ins Büro gestellt werden kann, sollte die Differenz zur Außentemperatur nicht zu hoch eingestellt werden, da sich die Beschäftigten schnell erkälten können.
Grundsätzlich gilt: Temperaturunterschied nicht mehr als 6 Grad zur Außentemperatur.
Kleidung: Die geeignete Kleidung kann helfen, die Hitze besser zu ertragen.
„Für besonders heiße Tage ist leichte, luftige Kleidung aus Baumwolle oder Leinen vorteilhaft, empfiehlt Dr. Anette Wahl-Wachendorf Vizepräsidentin des VDBW.
Bewusst essen: „Leichte Kost wie Salat, Gemüse und Joghurt kann die Hitze erträglicher machen“, so Wahl Wachendorf weiter. Fettiges, schweres Essen mache zusätzlich müde und träge.
Arbeit im Freien: Die Betriebsärzte raten, im Freien besser im Schatten zu arbeiten oder zumindest eine Kopfbedeckung zu nutzen. Bei übermäßiger Sonneneinstrahlung sind Haut und Augen zu schützen und auf Baustellen Sonnenschutzmaßnahmen vorzunehmen. Der Arbeitgeber kann auch anbieten, die Arbeitszeit und -intensität zu reduzieren oder die Mittagspause zu verlängern.
Dr. Anette Wahl-Wachendorf fasst die wichtigsten Tipps zusammen: „Bei extremer Hitze gilt: viel trinken, regelmäßig Pausen machen und körperlich extreme Belastungen meiden.
Herr Dr. Wolfgang Panter, Präsident des VDBW begrüßt die Vorschläge der IG Metall zum Thema „Beitrag der Beschäftigten“:
Das können Beschäftigte tun
- Luft- und feuchtigkeitsdurchlässige, leichte und bequeme Kleidung sowie luftdurchlässige Schuhe tragen. Diese Garderobe erleichtert das Schwitzen und verringert die Hitzebelastung.
- Der Körper verliert durch Schwitzen viel Flüssigkeit. Zwei Liter bei einer Raumtemperatur von 24 Grad, bei höheren Temperaturen etwa drei Liter oder mehr, insbesondere bei schwerer körperlicher Arbeit.
- Handgelenke mit kaltem Wasser benetzen. Das kühlt kurzfristig.
- Regelmäßig Kurzpausen einlegen. Bei Hitzearbeiten bei Raumtemperaturen bis 45 Grad und maximal 40 Prozent Luftfeuchtigkeit sollten Entwärmungsphasen von 15 Minuten pro Stunde eingelegt werden.
- Nicht jede und jeder verträgt Wärme gleich gut. Daher auch Signale des Körpers beachten und bei Unwohlsein kühlere Bereiche aufsuchen.
Die Raumtemperatur sollte maximal sechs Grad Unterschied zur Außentemperatur haben.
Quelle IG Metall 09. Juni 2023