Der VDBW warnt vor Risiken
Berlin, 06.12.2024– Der Verband Deutscher Betriebs- und Werksärzte (VDBW) warnt eindringlich vor der ausschließlichen Durchführung von Eignungsuntersuchungen für Fahr-, Steuer- und Überwachungstätigkeiten im Online-Format. Diese Vorgehensweise ist nicht nur unzureichend, sondern kann im schlimmsten Fall sogar gefährlich sein. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten sich bewusst sein, dass solche Eignungsbescheinigungen einen sehr begrenzten Aussagewert haben. Im Falle eines Schadens oder Unfalls wäre mindestens zu hinterfragen, ob die Online-Untersuchung überhaupt geeignet war, die Eignung nachzuweisen.
In den letzten Monaten ist zu beobachten, dass zunehmend Dienstleistungsunternehmen auf den Markt drängen, die Eignungsuntersuchungen und arbeitsmedizinische Vorsorge ausschließlich online anbieten. Dabei greifen einige Anbieter auch auf veraltete Begriffe wie „G-Untersuchungen“ zurück, die in der modernen Arbeitsmedizin längst keine Gültigkeit mehr haben.
Eignungsuntersuchungen: eine Frage von Verantwortung und Qualität
Eignungsuntersuchungen dienen dazu, sicherzustellen, dass Beschäftigte die gesundheitlichen Voraussetzungen für bestimmte Tätigkeiten – etwa das Führen von Fahrzeugen oder Maschinen – erfüllen. Diese Untersuchungen müssen individuell auf die Tätigkeit und die gesundheitliche Vorgeschichte der Person abgestimmt sein. Sie unterstützen den Vorgesetzten in seiner Verantwortung, die Eignung von Mitarbeitenden zu beurteilen.
Eignungsuntersuchungen sind enge Grenzen gesetzt. So müssen sie verhältnismäßig sein und so gestaltet, dass sie ihren Zweck erfüllen. Wesentliche Elemente wie die Beobachtung der Körpersprache, Auffälligkeiten im Verhalten oder sensorische Eindrücke (z. B. unsicheres Gehen, auffälliger Geruch) lassen sich im Rahmen einer reinen Online-Kommunikation nicht erfassen. Solche Eindrücke sind jedoch essenziell, um eine fundierte Beurteilung abgeben zu können. Die Empfehlungen der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV) sowie des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales (BMAS) betonen diese Anforderungen.
Rechtliche und qualitative Risiken für Arbeitgeber
Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber laufen Gefahr, durch den Einsatz solcher Online-Untersuchungen eine eigentlich wertlose Bescheinigung zu erhalten, da Sorgfaltspflichten nicht erfüllt wurden. Der eingeschränkte Aussagewert solcher „Bescheinigungen“ kann dazu führen, dass wesentliche Risiken für die Sicherheit übersehen werden. Zudem bieten Online-Untersuchungen insbesondere im Schadensfall, keine rechtliche Sicherheit, da nicht gewährleistet ist, dass alle relevanten Aspekte für eine Eignungsfeststellung berücksichtigt wurden.
Der VDBW rät dringend ab
Der VDBW stellt klar: Online durchgeführte „Eignungsuntersuchungen“ entsprechen nicht den (arbeits)medizinischen Standards und können die Anforderungen einer fundierten Beurteilung nicht erfüllen. Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber sollten gut informiert handeln, um ihre Beschäftigten bestmöglich zu schützen und unnötige Kosten und Risiken zu vermeiden.
Weitere Informationen zu Eignungsuntersuchungen finden Sie auf unserer Website unter: https://www.vdbw.de/arbeits-und-betriebsmedizin/praktische-arbeits-und-betriebsmedizin/eignung